Wer waren die Menschen, die unter dem nationalsozialistischen Regime „zum Feind gemacht“ wurden? In welchem Ausmaß Terror und Willkür auch nichtjüdische Menschen trafen, ist bis heute vielen unbekannt. In den Mittelpunkt rücken wir daher unterschiedlichste Verfolgte, darunter jugendliche Fans von Swingmusik, Menschen mit Behinderung, sogenannte “Asoziale”, queere Menschen und diejenigen, die einfach nur laut ihre Meinung gesagt haben. Wir sprechen auch darüber, wie es nach dem Ende der NS-Herrschaft für die Verfolgten und ihre Angehörigen weiterging. Wer erhielt Wiedergutmachung und wer kämpfte jahrzehntelang vergeblich um Anerkennung?
Die Betroffenen, deren persönliche Geschichten wir erzählen, erlebten Demütigung, Inhaftierung, Flucht, Folter, Zwangsarbeit oder Zwangssterilisierung. Einige von ihnen gehören zu den 17 Millionen Todesopfern des deutschen Faschismus.
Die Zeit, in der das möglich war, ist noch gar nicht so lange her. Freiheit und Demokratie, eine offene und bunte Gesellschaft sind keine Selbstverständlichkeit. Sie beruhen auf Werten, die wir verteidigen müssen – jeden Tag und mit allen unseren Kräften.
Der Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V. hat das vom Bundesministerium der Finanzen geförderte Projekt #ZumFeindGemacht
im 30. Jahr seines Bestehens und im Gedenkjahr der Wiedergutmachung 2022 ins Leben gerufen. Seit 2024 ist #ZumFeindGemacht eingebunden in das Themenportal „Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts”.
Die heutigen Jenischen fühlen sich als transnationales Volk, verbunden durch Abstammung, Kultur und eine gemeinsame Sprache. Während die überwiegende Mehrheit der Jenischen heute sesshaft lebt und unterschiedlichsten Berufen nachgeht, war ihre traditionelle Lebensweise über Jahrhunderte geprägt vom mobilen bzw. ambulanten Handel. Es gibt noch keine umfassende Forschung zur Verfolgung von Jenischen im Nationalsozialismus. Belegt ist aber durch Geschichten wie die von Viktor Berger, dass Jenische Opfer von Zwangssterilisierungen und Deportationen wurden. Die staatlichen Behörden nahmen jenische Familien in besonderem Maße ins Visier, häufig entzogen sie ihnen Kinder und verschleppten diese in Heime und Anstalten. Dr. Robert Ritter, Leiter der “Rassenbiologischen Forschungsstelle” empfahl konkret, jenische Familien in Lagern einzusperren und zwangssterilisieren zu lassen, damit sie ihr Erbgut nicht mehr weitergeben könnten.
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Der Begriff “Rotspanier” (auf englisch “Spanish Reds”) bezeichnete die antifaschistischen, republikanischen Soldat:innen, die im Spanischen Bürgerkrieg gegen die Putschisten General Francos gekämpft hatten. Sie waren nach der Kriegsniederlage in ihrem Heimatland großen Gefahren ausgesetzt. Viele suchten Schutz im Nachbarland Frankreich. Alle männlichen Exilspanier zwischen 20 und 40 Jahren wurden dort zum Arbeitsdienst in den “Compagnies des travailleurs étrangers” (CTE) verpflichtet. Die Arbeiter wurden u.a. an der Frontlinie zum feindlichen Deutschland eingesetzt, wo sie z.B. beim Bau der Maginot-Linie halfen. Rund 50.000 Männer gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft, als die Wehrmacht weiter auf französischem Boden vorrückte. Die kriegsgefangenen “Rotspanier” kamen zuerst in Kriegsgefangenenlager, die meisten in das Stalag V D in Straßburg. Im September 1940 befahl Hitler, die männlichen “Rotspanier” in Konzentrationslager zu deportieren. Die meisten der rund 10.000 für die Deportation vorgesehenen “Rotspanier” kamen in das KZ Mauthausen, wo die Mortalitätsrate durch die besonders brutalen Lebens- und Arbeitsbedingungen sehr hoch war. Andere “Rotspanier” leisteten Zwangsarbeit für die Organisation Todt, einer paramilitärischen Bauorganisation, und wurden z.B. an U-Boot-Stützpunkten in Frankreich und beim Ausbau der europäischen Atlantikküste zum “Atlantikwall” eingesetzt.
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Du hast Familienmitglieder, die NS-Verfolgte waren oder vermutest, dass sie es waren? Wir unterstützen Überlebende und Angehörige von NS-Verfolgten bei der Suche nach Informationen.
Du hast in der heutigen Zeit Erfahrungen gemacht, die nicht zu einer demokratischen und offenen Gesellschaft passen? Wir geben dir eine Plattform, um über deine Erfahrungen zu sprechen.
Schreibe uns hier und erzähle uns deine Geschichte, dann kontaktieren wir dich gerne!
Adele Haas
Autor:in unbekannt, Adele Haas im Jahr 1968, © Privatbesitz Anni.
Emmy Zehden
Emmy und Richard Zehden, 1930er Jahre, Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa.
Ernst Stojaspal
Votava / brandstaetter images / picturedesk.com, Fußballspieler Ernst Stojaspal, 1949, 19490101_PD3678 (RM).
Hans Gasparitsch nach der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald
© Archiv DZOK Ulm, A 1208.
Helene Jacobs
Porträtfoto Helene Jacobs, undatiert, Entschädigungsakte Helene Jacobs, Reg. Nr. 14.892, Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO), Berlin.
Hermann Scheipers
Fotograf:in unbekannt, Passfoto Hermann Scheipers, Datum unbekannt, aus der Privatsammlung Hermann Scheipers, unknown rightsholder.
Ingelore Prochnow
Ingelore als Jugendliche, © Privatbesitz Prochnow.
Irmgard Keun
Autor:in unbekannt, Irmgard Keun Anfang 1930er, aus dem Nachlass von Marjorie Strauss, mit freundlicher Genehmigung von Margaret Travers.
Ludwig Baumann
Ausschnitt aus: Ludwig Baumann mit seinen Kindern, mit freundlicher Genehmigung der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V.
Martha Muchow
Fotograf:in unbekannt, Martha Muchow um 1930, unknown rightsholder, erstmals erschienen in: Die Frau (1934).
Maria Günzl
Autor:in unbekannt, Porträt Mitglied der Seliger-Gemeinde Maria Günzl, ca. 1953, AdsD der FES, 6/FOTA007825.
Marie-Claude Vaillant-Couturier
Fotograf:in unbekannt, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Foto-Nr. 2014/434.
Michele Riggi, Vorläufiger Fremdenpass S. 3
© Privat/Familie Riggi.
Robert Dorsay
„Die Fledermaus“ 1937, mit freundlicher Genehmigung von Beta Film GmbH.
Robert Limpert Portrait
Robert Limpert Portrait, © Alexander Biernoth, Ansbach.
Trude Nohr
Porträtfoto Trude Nohr, Januar 1943, Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.
Viktor Berger
Die Bildrechte für die Fotos der Familie Berger liegen bei Manuel Trapp.
Wilhelm Heckmann
Werbepostkarte Wilhelm Heckmann, 1936, Privateigentum Klaus Stanjek, Potsdam.
Autorin: Lena Knops
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